Posts mit dem Label Rollen werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Rollen werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Donnerstag, 4. April 2013

Ehegleichheit oder Eheabschaffung?


Mir wurde es ganz flau im Magen, als ich einen Aufsatz von Daniel bei kleinerdrei las:
"Der Kampf für die Öffnung der Ehe für Homosexuelle, die so genannte „Homo-Ehe“, ist augenblicklich so präsent wie selten zuvor [...] Ich hingegen habe bei diesem Thema immer ein mulmiges Gefühl im Bauch. [...] Ich finde die Ehe an sich nämlich ganz und gar nicht unterstützenswert, denn sie schließt Menschen, die nicht der Norm entsprechen bzw. nicht entsprechen wollen, auf gesetzlich legitimierter Basis aus. [...] Das ist nur ein kleiner, unvollständiger Anteil des diskriminierenden Potentials der Institution Ehe. Den nehmen wir anscheinend bereitwillig in Kauf, wenn wir für die Öffnung und damit die Stärkung der Ehe eintreten, obwohl er bereits ausreicht, um für eine Schließung der Ehe zu plädieren."

Und er übersetzt ein Zitat von Ryan Conrad von Against Equality, welches sich gegen die Ehe für Homosexuelle, stattdessen für eine Abschaffung der Ehe plädiert:
"Die Leute nennen Against Equality utopisch. Aber warum weniger als das sein? [...] Utopia ist kein Ort, an den wir irgendwann kommen werden; es ist ein Prozess, eine Art, sich eine Zukunft vorzustellen. [...] Die Leute wollen pragmatisch sein und die Ehe als die gewinnenswerte Sache begreifen, aber das scheint mir ideologisch lächerlich zu sein." 
Darauf möchte ich mit einigen Gedanken antworten:

Es ist diktatorisch und unfrei, wenn wir Menschen vorschreiben wie sie zu leben haben, ob sie heiraten, Kinder bekommen und wie wir sie aufziehen,.... Ich denke, dass jeder Mensch frei entscheiden können sollte, welchen Lebensweg er geht, welche Werte er verfolgt usw. Totalklar_nicht?! Ein unantastbares Menschenrecht.

Doch gilt das nicht auch für die Menschen, welche eine Ehe eingehen wollen. So wie Menschen in "Romantischer Zweierbeziehung" (RZB) nicht das Recht haben anderen Lebensentwürfe zu bewerten, haben auch die nicht-in-RZBs nicht das Recht dazu. (Das ist jetzt nicht als in-RZB gegen den Rest gemeint, ich könnte auch mit bilateral und polyamorph oder homosexuell ... usw. usf. anbringen.)

Diese WAHRE Toleranz zu erreichen ist jedoch eine Entwicklung, ein Prozess in den Köpfen der Menschen. Und wir alle werden nicht zum Nachdenken und Reflektieren motiviert, wenn wir uns ständig gegenseitig unsere aktuellen Bedürfnisse (wohlgemerkt für unsere eigenen Lebensentwürfe) absprechen.

Denn es scheint ja ein nicht allzu kleines Bedürfnis nach der Ehe zu geben, bei Anhängern aller Lebensentwürfe. Die Ehe hat für viele neben praktischen Aspekten (die für manche leider zu Privilegien werden) eine wichtige emotionale Ebene. Es bringt doch nichts, zu sagen, die Ehe sei sinnlos, wenn die Menschen ein Bedürfnis danach haben. Das ist doch am Ende so, wie den Menschen nach dem #aufschrei zu sagen, es gibt kein Sexismusproblem. Damit ignoriert mensch reale Bedürfnisse und Wahrnehmungen.

Wer die Abschaffung der Ehe nun als positive Utopie bezeichnet, dem möchte ich entgegnen, dass meiner Meinung nach, das streben nach Utopien eine Ideologie wie jede andere ist. (*) Ich erkläre weiter unten warum das so ist. Und Ideologien stehen entgegen den Bedürfnissen der Menschen, entgegen deren Gefühlen. Wir brauchen keine Ideologien, wir brauchen Menschlichkeit, Solidarität, Mitgefühl und Respekt füreinander. Diese lassen sich nicht als Utopie formulieren.

Es geht also um das Vertrauen in und die Akzeptanz von unseren eigenen Bedürfnisse und die der Mitmenschen. Es geht darum die Mechanismen von Deutungshoheit, Macht und Hierarchien aufzulösen. Es geht darum Fragen zu stellen, und offen zu sein für den Anderen. Dies schaffen wir nicht, wenn wir wiederum Deutungshoheit etc. einsetzen.

Ich würde auf jeden Fall die Heiligkeit der Ehe in Frage stellen (Nachtrag: gemeint ist hier "Heiligkeit" im staatlichen Sinne; im Gesetz oder Sprachgebrauch auch bezeichnet als 'Unantastbarkeit der Ehe' oder 'Ehe als natürliche Grundeinheit'. Ich möchte hier nicht auf die Kirche eingehen.) und ob nicht eine reine Partnerschaftliche Eintragung (ob nun zwischen Mann, Frau, Frau, Mann, zu zweit, zu dritte oder zu ixt...) reichen würde, die dann Ehe genannt wird oder auch anders. Ich denke, wir können uns nicht dem Dilemma entziehen, das durch Interessenkonflikten in Partnerschaften entsteht: die Gesellschaft hat ja auch eine Verantwortung gegenüber Kindern und (z.b. nichtgenetischen) Eltern in diesen Partnerschaften. D.h. wir können z.B. über den Sinn und Nutzen von Gesetzen zu Ehegattensplitting, Finanzielle Bevorteilung von Ehepaaren, Familienförderung, Herdprämie, Adoptionsrecht reden. Oder wie wäre es mit Ehe auf Zeit, Poly-Elternschaft, ...

Diese Diskussion ist aber was ganz anderes. Es ist tatsächlich "nur" eine praktische Herangehensweise. Aber es ist kein Dogma "die Ehe ist schlecht", das nur das Gegenteil von "die Ehe ist heilig" wäre. Es sind ganz relevante Fragen für jeden einzelnen. Und selbst wer ersterer Aussage zustimmt, der hat noch keine Antwort auf diese einzelnen praktischen Fragen. Wer soll diese Antworten dann geben? Doch eine  Öffnung der Ehe ist ein Prozess der VON den Menschen für ihre eigenen Lebensentwürfe (nicht für die der anderen) nachvollziehbar und GEWOLLT ist.

Letztlich stellt diese Öffnung das Bedürfnis nach Ehe auf die Probe und dies wird sicher von den manchen positiv und von anderen negativ beantwortet werden. Vielleicht wird sich das Bedürfnis auch ändern und irgendwann die Ehe obsolet machen. Vielleicht passiert aber auch was ganz anderes!

Lasst uns doch herausfinden, was es ist, das die Menschen so nach der Ehe streben lässt, was nach Abschaffen der Privilegien noch übrig bleibt! Ob der romantische Teil real bleibt, oder ob er sich nur als Fata Morgana der Privilegien heraus stellt.

(*) Doch wir können das Ergebnis dieser Entwicklung nicht vorschreiben, da wir gar nicht wissen, wohin sie geht. Ich finde es anmassend und unmenschlich, dies vorzugaukeln.


Ich persönlich war immer hin und her gerissen zwischen "Was soll das mit der Ehe eigentlich" und "I like this sign of comitment and trust". Letztlich habe ich aber eher aus praktischen Gründen geheiratet: mein Partner ist nicht deutsch, wie ich, und wir leben in einem dritten Land. Da geht es einfach um die Option auf längere Zeit verlässlich zusammenleben zu können oder nicht. (Was ja an sich mit noch ganz anderen Ungerechtigkeiten zu tun hat.) Mir wird es noch flauer im Magen, wenn ich daran denke, dass Menschen mit anderen Lebensentwürfen diese Möglichkeit erschwert wird.

Freitag, 1. März 2013

Getting married

What does it mean to me?

commitment
visas
friend- and partnership
individuality and equality
love and self-love
.